Mein Pferd lahmt – Teil 1
Ursachen erkennen und richtig diagnostizieren
Das Auftreten von Lahmheit bei Pferden ist ein häufiges und ernstzunehmendes Problem, das für Pferdehalter:innen oft große Besorgnis und Unsicherheit mit sich bringt. Lahmheit kann verschiedene Ursachen haben, von leichten Verletzungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Lahmheitsproblemen ist von entscheidender Bedeutung, um das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erhalten. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung von Lahmheitsproblemen kann nicht nur das Leiden des Pferdes lindern, sondern auch schwerwiegende Folgeschäden verhindern. Im Folgenden werden wir die verschiedenen Anzeichen von Lahmheit bei Pferden detailliert betrachten, sowohl visuelle als auch verhaltensbezogene Symptome, die auf eine Lahmheit hinweisen können.
Lesedauer: ca. 8 bis 9 Minten
Anzeichen von Lahmheit bei Pferden
Die Erkennung von Lahmheit bei Pferden erfordert ein genaues Beobachten und Verstehen der verschiedenen Anzeichen, die auf eine Beeinträchtigung des Bewegungsapparates hinweisen können. Lahmheit kann sowohl visuell als auch verhaltensbezogen auftreten und sich in einer Vielzahl von Symptomen manifestieren. Hier sind einige der häufigsten Anzeichen, auf die Sie achten sollten:
1. Lahmes Gehen:
Ein deutliches Anzeichen für Lahmheit ist ein unregelmäßiges Gangbild, bei dem das betroffene Bein weniger belastet wird oder eine ungleichmäßige Bewegung auftritt. Das Pferd kann das betroffene Bein schonen und weniger anheben als üblich oder den betroffenen Fuß nur noch vorsichtig oder gar nicht mehr aufsetzen.
2. Steifheit:
Lahmheit kann sich auch in Form von Steifheit zeigen, insbesondere nach längerem Stehen oder während des Aufwärmens. Das Pferd kann Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, und es kann eine verminderte Beweglichkeit in den Gelenken festgestellt werden.
3. Veränderungen im Gangbild:
Neben einem offensichtlichen „Hinken“ können auch subtilere Veränderungen im Gangbild des Pferdes auf Lahmheit hinweisen. Dies kann sich zum Beispiel durch ein unregelmäßiges Abfußen im Schritt, ein unsymmetrisches Traben, ein Nach- oder Umspringen im Galopp oder eine gestörte Koordination der Bewegungen äußern. Nicht selten kann man auch einen Ausfallschritt oder Einknicken beim durchparieren erkennen.
4. Gewichtsverlagerung:
Ein lahmes Pferd kann versuchen, das Gewicht von einem auf das andere Bein zu verlagern, um die Belastung auf das betroffene Bein zu verringern. Dies kann sich in einem vermehrten Ausweichen des Gewichts auf das gesunde Bein oder in einer ungleichmäßigen Verteilung des Gewichts auf allen vier Beinen zeigen.
5. Verhaltensänderungen:
Lahmheit kann sich auch in Verhaltensänderungen manifestieren, wie z. B. einem gesteigerten Ruhebedürfnis, vermehrter Reizbarkeit oder Unwillen, bestimmte Bewegungen auszuführen. Das Pferd kann sich zurückziehen oder Anzeichen von Schmerz oder Unwohlsein zeigen.
6. Wärme oder Schwellung:
Eine Lahmheit kann auch von lokalen Entzündungsreaktionen begleitet sein, die sich durch Wärme, Schwellung oder Empfindlichkeit im betroffenen Bereich äußern können. Das Vorhandensein von Wärme oder Schwellung kann auf eine akute Verletzung oder eine Entzündung hinweisen, die behandelt werden muss.
7. Muskuläre Veränderung:
Durch eine Gewichtsverlagerung zur Schmerzkompensation werden die übrigen Strukturen im Körper mehr beansprucht. Entlastete Muskeln bilden sich zurück, es folgt die sogenannte Hypotrophie. Zusätzlich beanspruchte Muskeln nehmen an Umfang zu, es kommt zu einer Hypertrophie.
Es ist wichtig zu beachten, dass Lahmheit bei Pferden oft subtil sein kann und nicht immer leicht zu erkennen ist. Daher ist es ratsam, regelmäßige Beobachtungen durchzuführen und bei Verdacht auf Lahmheit eine Tierärzt:in hinzuzuziehen, um eine genaue Diagnose und geeignete Behandlung zu erhalten. Ein frühzeitiges Eingreifen kann dazu beitragen, weitere Schäden zu verhindern und die Genesung des Pferdes zu fördern.
Mögliche Ursachen für Lahmheit
Lahmheit bei Pferden kann durch eine Vielzahl von Ursachen verursacht werden, die von Hufproblemen über Gelenkprobleme bis hin zu Muskelproblemen und Verletzungen reichen. Eine gründliche Untersuchung und Diagnose durch eine Tierärzt:in ist entscheidend, um die genaue Ursache für die Lahmheit Ihres Pferdes zu ermitteln. In der Regel kommen an dieser Stelle eine bildgebene Diagnostik, wie Ultraschall, MRT, Röntgen zum Einsatz. Hier sind einige der häufigsten Ursachen im Detail:
1. Hufprobleme
A) Hufgeschwüre:
Hufgeschwüre sind schmerzhafte Infektionen im Huf, die durch Fremdkörper verursacht werden, die in den Huf eindringen und dort eine Entzündung verursachen können. Dies kann zu plötzlicher Lahmheit führen, insbesondere wenn das Geschwür im Bereich der Sohle liegt.
B) Hufrehe:
Hufrehe ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der es sich um eine Entzündung der Huflederhaut handelt. Dies kann zu starken Schmerzen und Lahmheit führen, insbesondere beim Bewegen auf hartem Untergrund. Die häufigsten Auslöser für Hufrehe sind eine falsche Fütterung, Überlastung, Vergiftungen, Geburten oder Medikamente. Sie kann auch als Folge- und Begleiterscheinung bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen auftreten.
C) Hufabszesse:
Hufabszesse entstehen durch eine Infektion im Huf, die zu einer Ansammlung von Eiter führt. Dies kann zu plötzlicher Lahmheit führen, die oft in Verbindung mit einer lokalen Wärme und Schwellung auftritt. Hufabszesse müssen vom Tierarzt geöffnet und behandelt werden, um eine vollständige Genesung zu ermöglichen.
2. Gelenkprobleme
A) Arthrose:
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Abbau des Knorpels in den Gelenken verursacht wird. Dies kann zu Schmerzen, Steifheit und Lahmheit führen, insbesondere bei älteren Pferden oder solchen, die übermäßig belastet werden.
B) Sehnen- und Bänderrisse:
Risse in Sehnen oder Bändern können zu schwerwiegender Lahmheit führen, da sie die normale Funktion des betroffenen Gelenks beeinträchtigen. Diese Verletzungen können durch plötzliche Traumata oder übermäßige Belastung verursacht werden und erfordern oft eine intensive Behandlung und Rehabilitationszeit.
3. Muskelprobleme
A) Muskelverspannungen:
Muskelverspannungen können durch Überanstrengung, falsches Training, eine unzureichende Aufwärmphase vor dem Training oder unpassendes Equipment verursacht werden. Dies kann zu Lahmheit führen, insbesondere wenn die betroffenen Muskeln stark beansprucht werden.
B) Muskelschäden:
Muskelschäden können durch direkte Verletzungen, übermäßige Belastung oder entzündliche Erkrankungen verursacht werden. Dies kann zu Lahmheit und Schmerzen führen, insbesondere wenn die Muskeln betroffen sind, die für die Bewegung des Pferdes wesentlich sind.
4. Verletzungen und Traumata
A) Sturzverletzungen:
Stürze oder Unfälle können zu Verletzungen führen, die Lahmheit verursachen können, insbesondere wenn die Gelenke oder Muskeln betroffen sind. Eine gründliche Untersuchung durch eine Tierärzt:in ist erforderlich, um das Ausmaß der Verletzung zu bestimmen und die geeignete Behandlung einzuleiten.
B) Überanstrengung:
Übermäßige körperliche Belastung oder intensives Training ohne ausreichende Aufwärm- und Erholungsphasen kann zu Überlastungsverletzungen führen, die Lahmheit verursachen können. Eine angemessene Trainingsplanung und -überwachung ist entscheidend, um solche Verletzungen zu vermeiden.
Es ist wichtig, dass Sie bei Verdacht auf Lahmheit sofort eine Tierärzt:in konsultieren, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu erhalten. Eine frühzeitige Intervention kann dazu beitragen, weitere Schäden zu verhindern und die Genesung Ihres Pferdes zu fördern.
Diagnoseverfahren
Die genaue Diagnose von Lahmheit bei Pferden erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen erfahrenen Tierarzt sowie den Einsatz verschiedener Diagostikverfahren und bildgebender Mittel. Hier sind einige der gängigsten Methoden, die bei der Diagnose von Lahmheit eingesetzt werden:
1. Klinische Untersuchung:
Der Tierarzt beginnt in der Regel mit einer gründlichen klinischen Untersuchung, bei der das betroffene Bein und der Gang des Pferdes beobachtet werden. Dabei werden auch andere Symptome wie Schwellungen, Wärme oder Empfindlichkeit im Bereich der Gelenke oder Muskeln überprüft.
2. Hufuntersuchung:
Bei Verdacht auf Hufprobleme wird der Tierarzt eine gründliche Untersuchung des Hufs durchführen, um nach Anzeichen von Abszessen, Rehe oder anderen Hufkrankheiten zu suchen. Dies kann eine Untersuchung auf Druckempfindlichkeit, Röntgenaufnahmen oder sogar eine Hufsonographie umfassen.
3. Gelenkuntersuchung:
Bei Verdacht auf Gelenkprobleme werden bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder sogar MRT eingesetzt, um den Zustand der Gelenke zu beurteilen und mögliche Verletzungen oder Erkrankungen wie Arthrose zu diagnostizieren.
4. Sehnen- und Bänderuntersuchung:
Sehnen- und Bänderverletzungen erfordern oft spezielle bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT, um das Ausmaß der Verletzung genau zu beurteilen und den Behandlungsplan zu bestimmen.
5. Blutuntersuchungen:
In einigen Fällen können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um entzündliche Marker oder andere Anomalien im Blut zu identifizieren, die auf bestimmte Erkrankungen oder Infektionen hinweisen könnten.
Nach einer gründlichen Untersuchung und Diagnose wird der Tierarzt einen Behandlungsplan erstellen, der je nach Ursache der Lahmheit Maßnahmen wie Medikamente, physikalische Therapie, Ruhe oder sogar chirurgische Eingriffe umfassen kann. Es ist wichtig, die Anweisungen Ihres Tierarztes genau zu befolgen und regelmäßige Nachuntersuchungen durchführen zu lassen, um sicherzustellen, dass Ihr Pferd die bestmögliche Pflege erhält und sich vollständig erholt.
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